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Seekrankheit

Viele haben Angst Seekrank zu werden - und keiner kann es völlig ausschließen. Doch meistens kann man die Seekrankheit erfolgreich bekämpfen. Seekrank wird man, wenn Sinneseindrücke nicht zusammen passen: Augen, Mittelohr (Gleichgewichtssinn) und Rückenmark senden unterschiedliche Signale ans Hirn. Im Hirn passiert ein "Missmatch", es reagiert mit der Ausschüttung von Stresshormonen und Botenstoffen (z.B. Histamin). Seekrankheit kann zu Müdigkeit, Schwindel, Gleichgewichtsstörungen, Schweiss, Atemnot, Übelkeit, Erbrechen führen.

 

Wissenschaftliche Erkenntnisse

- Seekrankheit (Kinetose) ist keine Krankheit, sondern eine Eigenschaft: Bei bestimmten Bedingungen wird jedem gesunden Menschen schlecht.
10 - 15 % der Menschen sind relativ unempfindlich, 80 % etwas empfindlich und 5 - 10 % sehr anfällig für Seekrankheit.
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Am häufigsten ist die Reisekrankheit im Alter von 2 bis 12 Jahren, ab dem 50. Lebensjahr kommt sie selten vor.  Frauen leiden öfter als Männer.

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Die Hauptursachen sind genetische Veranlagung und Hormone, der Hauptauslöser ist der Anstieg des Blut-Histaminspiegels.

- Die gefühlte Kontrolle über eine Situation ist psychologisch der wichtigste Faktor gegen die Anfälligkeit für Seekrankheit.
Bei 45 % aller Betroffenen helfen Placebos, was Rückschlüsse auf psychische Komponenten wie Angst und Unsicherheit zulässt.
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Neulinge auf See werden deutlich seltener Seekrank, wenn ihnen vorher erklärt wird, dass sie wahrscheinlich nicht Seekrank werden.

Ein schönes Beispiel der "Self-fulfilling Prophecy".

 

Vorbeugung & Behandlung

Wer weiß dass er gefährdet ist, kann Medikamente schon vor dem Törn einnehmen.
Angst, Unbehagen und Übermüdung können Seekrankheit auslösen oder diese verstärken. Wer Zuversicht in Skipper, Crew und Boot hat, wird sich besser fühlen und ist somit weniger anfällig für Seekrankheit. Weiters sind Wachpläne auf Landfahrern einzuhalten. 
- Histamine spielen eine große, negative Rolle bei Seekrankheit. Bestimmte Nahrungsmittel wie Rotwein, Wein, Bier, Käse, Rohwurst, Rohschinken, Fisch, scharfe und intensive Gewürze sowie Eiweißreiche Nahrung.
- Seekrankheit verschlimmert sich durch Kälte, Nässe, Alkohol, Müdigkeit und Anspannung, warum auch passende Ausrüstung und körperliche Fitness eine Rolle spielen.
Atmen entgegen der Intuition: Am Wellenberg und bergab einatmen, im Wellental und bergauf ausatmen. Dadurch werden die Organe in der Bauchhöhle stabilisiert, Übelkeit kann verringert werden.
- Hilfreich sind Vitamin-Kautabletten, da diese über die Mundschleimhaut schnell absorbiert werden.
- Es gibt Medikamente, die sehr hilfreich sind und daher in unserem Erste-Hilfe-Koffer in ausreichender Stückzahl vorhanden sind. Wir konnten so die Fälle von Seekrankheit bei uns an Bord sehr erfolgreich behandeln.
- Wird ein Crewmitglied Seekrank, muss man sofort handeln. Es helfen: Beschäftigung an Deck, Beobachtung des Horizontes, Medikamente oder das Anpassen der Fahrt (anderer Kurs, weniger Welle, Vorwind statt Abwind).
Nur selten hilft das Ausruhen unter Deck. Wenn man unter Deck Ruhe sucht, dann muss man wirklich schlafen, da im Schlaf der Histaminspiegel sinkt. 
- Man sollte einen Seekranken an Deck beschäftigen und medikamentös Behandeln (bei uns Schiffsarzt Silvia). Wird die Seekrankheit schlimmer, muss die Crew ihrem Kammeraden Sicherheit und Behagen geben: Betreuung ist auch psychologisch wichtig. Und natürlich eine Pütz!

 

               

 

Meine Erfahrungen mit Seekrankheit an Bord

Auf meinen Törns trat 5 Mal Seekrankheit bei Mitseglern auf. 3 Mal gingen wir aktiv vor (Kombinationen aus Medikamente, Aktivitäten an Deck, Routenänderung) und konnten das Problem lösen und dem Betroffenen helfen. Leider waren wir nicht immer erfolgreich: Bei einem unserer ersten Törns waren wir zu unerfahren, bei einer Regatta 2015 erwischte es einen Bootseigner und Mediziner. In diesen beiden Fällen ergaben sich die Betroffenen der Seekrankheit und litten, ohne dagegen aktiv vorzugehen.

Mein Resümee: Gute Vorbereitung des Törns, gute Stimmung und Sicherheit an Bord verhindern einen Großteil der Seekrankheit in der Adria, wo die Wellen meist klein und die Distanzen überschaubar sind. Wird doch jemand Seekrank, so muss man aktiv und mit allen Mitteln sofort dagegen ankämpfen und dem Betroffenen physisch und psychisch zur Seite stehen. Auch das ist gute Seemannschaft.

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